🧾Stellungnahme
Schweigen verordnet: Wenn Bayern Bürger aus Krankenhausfragen ausschließt
An einem „Runden Tisch“ im Bayerischen Gesundheitswesen wurde kürzlich diskutiert, Bürgerentscheide zu Fragen der Krankenhausstruktur – etwa Schließungen, Umwandlungen oder größere Standortveränderungen – künftig gesetzlich auszuschließen.
Begründet wurde dies unter anderem mit der hohen fachlichen Komplexität solcher Entscheidungen, der Notwendigkeit schneller Umsetzungsprozesse sowie mit der Sorge, dass Bürgerentscheide Reformen verzögern oder verhindern könnten.
1. Bedeutung der Bürgerbeteiligung:
Krankenhäuser sind keine rein verwaltungstechnische Angelegenheit, sondern zentrale Einrichtungen der Daseinsvorsorge. Sie prägen die Lebensqualität und Sicherheit einer ganzen Region. Entscheidungen über ihre Zukunft berühren elementare Grundrechte – insbesondere das Recht auf körperliche Unversehrtheit und den gleichwertigen Zugang zur medizinischen Versorgung.
Gerade in einer Zeit, in der viele Menschen das Vertrauen in politische Prozesse verlieren, sind Bürgerentscheide ein wichtiges Instrument, um demokratische Legitimation herzustellen. Wer diese Mitsprache abschafft, schwächt das Vertrauen in Politik und Verwaltung nachhaltig.
2. Fachliche und ethische Bedenken gegen die Einschränkung:
Die Begründung, komplexe Fragen wie Krankenhausplanungen seien „zu kompliziert“ für Bürgerentscheide, ist fachlich wie demokratisch bedenklich.
Fachlich, weil Bürgerentscheide in Bayern bereits heute einer hohen formalen Hürde unterliegen: Informationspflichten, Fristen und Quoren stellen sicher, dass nur gut vorbereitete und breit getragene Initiativen Erfolg haben.
Ethisch, weil die Betroffenen – Patienten, Angehörige, Mitarbeiter – die Hauptlast von Schließungen oder Umstrukturierungen tragen. Ihnen die Mitsprache zu verweigern, während überregionale Gremien Entscheidungen treffen, entfernt diese Entscheidungen von der Lebensrealität der Menschen.
3. Gefährdung der Akzeptanz von Krankenhausreformen:
Selbst wenn Veränderungen im Krankenhauswesen notwendig sind, gilt: Ohne gesellschaftliche Akzeptanz scheitern Reformen oft an Widerstand und Misstrauen. Bürgerentscheide zwingen die Verantwortlichen, ihre Pläne transparent zu machen, nachvollziehbar zu begründen und Alternativen zu prüfen.
Das Verfahren mag länger dauern – doch ein transparenter, demokratischer Prozess erspart später oft teure und zermürbende Konflikte.
4. Forderung
Die politischen Entscheidungsträger mögen dringend von einer pauschalen Einschränkung der Bürgerentscheide absehen. Stattdessen sollten die bestehenden Verfahren gestärkt werden – zum Beispiel durch verpflichtende Informationsveranstaltungen, unabhängige Gutachten und Bürgerdialoge vor Entscheidungen.
Krankenhäuser sind Herzstücke unserer Gemeinden. Wer über ihr Schicksal entscheidet, muss die Menschen vor Ort nicht nur informieren, sondern auch einbinden.